Für viele Firmen ist die latente Wechselbereitschaft in der Belegschaft eine echte Herausforderung.
Neue Mitarbeiter brauchen meist Monate, bis sie wirklich produktiv arbeiten. Außerdem bedeutet jeder Weggang den Verlust von Erfahrung, Fachwissen und Kontakten und wirkt sich zudem negativ auf Betriebsklima und Kundenbeziehungen aus. Nach Berechnungen des Gallup-Institutes müssen Unternehmen im Schnitt das 1,5-fache des Jahresgehalts eines Mitarbeiters aufwenden, um ihn gleichwertig zu ersetzen – Kosten, die letztlich durch mangelnde Mitarbeiterbindung verursacht werden. Die Förderung der eigenen Mitarbeiter beispielsweise durch praxisnahe Workshops und Seminare, die Einbeziehung durch Corporate Barcamps oder in hierarchieübergreifenden Arbeitsgruppen hingegen kostet nur einen Bruchteil.
Mitarbeiterbindung ist demnach ein entscheidender Hebel für Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit. Eine mangelnde emotionale Bindung an das eigene Unternehmen geht in den allermeisten Fällen auf Defizite in der Personalführung zurück: Aus motivierten Leuten werden Verweigerer, wenn ihre emotionalen Bedürfnisse bei der Arbeit über einen längeren Zeitraum ignoriert werden.
Das daraus folgende Horrorszenario ist: Mitarbeiter mit geradlinigem Lebenslauf, die bereits innerlich gekündigt haben, verweilen im Unternehmen und die Guten und Veränderungsbereiten sind alle weg und entwickeln sich woanders weiter.
Das lässt sich ändern – allerdings meist nicht über Nacht.
Denn um substanzielle Verbesserungen zu erzielen, bedarf eines echten Kulturwandels. Kurzfristig können jedoch gezielte Trainings helfen, in denen Führungskräfte beispielsweise lernen, regelmäßig relevantes Feedback zu geben und in Mitarbeitergesprächen den Fokus auf individuelle Stärken und die Potenzialentwicklung zu legen. Unternehmen sollten dazu übergehen, die Führungsqualität regelmäßig zu erfassen und ihren Managern dabei helfen, das eigene Verhalten zu reflektieren. Denn denen sind die eigenen Defizite meist nicht bewusst: 97 Prozent halten sich für eine gute Führungskraft, aber zwei von drei Arbeitnehmern (69%) hatten im Lauf ihres Arbeitslebens schon mindestens einmal einen schlechten Vorgesetzten. (Quelle: Metaanalyse Gallup 2016)
Mitarbeiterbindung fängt am ersten Tag an.
Eine gut strukturierte Einarbeitung, die Versorgung mit allen wichtigen Arbeitsmittel vom ersten Tag an, die Geschäftsführung stellt höchstpersönlich die Unternehmenskultur vor und regelmäßige Rückmeldegespräche mit neuen Mitarbeitern (m/w/x) sollten selbstverständlich sein.
Bonding auf der professionellen Ebene, also die Schaffung von Rahmenbedingungen für das Bedürfnis der Menschen, enge und von intensiven Gefühlen geprägte Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen, ist geprägt vom Wertesystem der Firma. Achtsamkeit, Wertschätzung, Respekt und Vertrauen als Grundregeln im Umgang miteinander sind eine gute Basis für ein erfolgreiches Wirtschaften und Handeln. All das bildet für die Mitarbeiter den sozialen Kitt des Zusammenhaltes, der gegenseitigen Unterstützung und der gemeinsamen Erfolgserlebnisse.
Zugehörigkeit und Wachstum sind rudimentäre Bedürfnisse, derer wir uns heute oft genug nicht mehr bewusst sind. Wechselbereitschaft ist dann nicht mehr das zentrale Thema, wenn das Umfeld stimmt und den Raum für persönliche Entwicklung bietet.