Veränderung geschieht, wenn wir sie zulassen und nicht wenn wir sie erzwingen. Wenn ich der Meinung bin, jemand verhält sich unangemessen, kann ich ihn nicht überreden, sein Verhalten zu ändern. Ok, vielleicht wird diese Person es einmal versuchen, aber es geschieht nicht aus Überzeugung.
Die übliche Vorgehensweise ist verbunden mit den Leitsätzen „Notieren Sie überzeugende Fakten! Tragen Sie sie enthusiastisch vor! Schlagen Sie deren Argumente mit Ihren!“
Klingt nach Krieg? Ja, Druck erzeugt Gegendruck – bis einer heult. Aber Überzeugung resultiert aus Reflexion und einem eigenen Einverständnis. Dies wird beeinflusst von eigenen Werten, Bedürfnissen und Gefühlen. Ebendiese kann ich nicht durch Darlegung meiner eigenen Werte, Bedürfnisse und Gefühle ändern. Mein Gegenüber braucht einen Impuls, der ihn zum Nachdenken anregt und überlegen lässt, ob es eine andere Überzeugung innerhalb dieses beeinflussenden Dreieckes geben kann.
Das Mittel zum Zweck der Reflexion ist demnach – Fragen. Dadurch geben Sie Ihrem Gegenüber die Möglichkeit, seine Sichtweise zu erläutern und erkennen dadurch seine Beweggründe.
Beispiel gefällig? Vor einiger Zeit saß ich als Interim-Manager in einem interdisziplinären Meeting, wo sich die Abteilungs-Fronten verhärtet hatten und offenbar kein Konsens erzielt werden konnte. Alle redeten aufeinander ein, bis ich einem Teilnehmer die Frage stellte „Was bewegt dich denn zu der Annahme, dass dein Vorschlag der einzige ist, der funktionieren könnte?“ – „Weil es schonmal geklappt hat.“ – „Und wie waren damals die Rahmenbedingungen im Vergleich zu heute?“ – Er kam ins Grübeln… „Naja, also… wir hatten damals mehr Mitarbeiter.“ – „Ok, und wie genau stellst du dir das mit weniger Mitarbeitern vor?“
Daraufhin entstand eine Diskussion über Erfolgsbedingungen und Widrigkeiten, in deren Verlauf ich die Aspekte auf ein Flipchart schrieb und bündelte und die Gruppe daraus eine für alle verträgliche Lösung formulierte.
Durch meine Fragen hatte ich Interesse gezeigt und Offenheit gefördert und allen die Chance gegeben, ihre Zweifel zu äußern und etwas Konstruktives beizutragen. Und ich hatte sie dahin gebracht, wo ich sie hinhaben wollte – ohne jemanden schlecht aussehen zu lassen oder gar bloßzustellen oder womöglich meine Lösung aufzuzwingen, die auf heftigste Gegenwehr gestoßen wäre. Nun aber war meine Lösung ihre Lösung und jeder machte sich engagiert an die Arbeit.
Geben Sie Ihren Mitarbeitenden die Chance, ihre Sichtweise zu äußern, stellen Sie Fragen, die zur Reflexion anregen und sie werden sehen, dass dann oft die gleichen guten Gedanken und/oder Befürchtungen zu Tage kommen wie die, die Sie selbst bereits hatten.
Machen Sie nicht den Fehler, den viele machen: hören Sie nicht nur so lange zu bis Sie meinen, den Sachverhalt verstanden zu haben, und geben dann eine Gegendarstellung als Antwort. Wenn Sie Andere überzeugen wollen, müssen Sie bereit sein zu lernen, was Andere bewegt.
Versuch macht klug. Vertrauen Sie sich und anderen. Viel Erfolg dabei.