Führung braucht kein System

In einem Artikel auf LinkedIn von Joachim Rotzinger (MD der Haufe Group) geht es um Zielvereinbarungen und wie sich diese in agilen Unternehmen von anderen unterscheiden (müssen).

Dabei wurden die Modelle MbO (Management by Objectives) und OKR (Objectives and Key Results) verwendet und erklärt, welche Handlungsschritte diese Führen-nach-Zielen-Ansätze beinhalten.

Dass Führung Ziele braucht, ist klar: wer nicht weiß, wo er hin will, darf sich nicht wundern, wenn er nicht ankommt.

Dass beim MbO nur ein bis zwei Mitarbeitergespräche pro Jahr stattfinden, kann ich dann schon nicht mehr nachvollziehen.

Deshalb ist es mir wichtig herauszustellen, dass Führung außer Tools (z.B. Instant Feedback App oder Workday) und Meilensteinen (Zielvereinbarungsgespräch, Jahresendgespräch) vielmehr viel mehr Kompetenzen braucht als Regeln.

Führung braucht Feedback

  • Rückmeldungen zu guten Leistungen werden ohnehin viel zu selten gegeben. „Ist doch selbstverständlich“ oder „nicht geschimpft ist doch genug gelobt“ sind keine seltene Mentalität bei Managern.
  • Wenn eine Leistung nach unten vom Kurs abweicht, ist korrigierendes Feedback angesagt, ansonsten wird diese schlechte Leistung zum Standard.
  • Vielen Mitarbeitern fehlt die Anerkennung ihrer Arbeit und deshalb lässt ihre Leistung nach, da sie sich offenbar nicht lohnt oder zumindest nicht wahrgenommen wird. Diese Mitarbeiter zu identifizieren und gegenzusteuern ist Aufgabe der Führungskraft.
  • Allerdings sind Mitarbeiter auch verpflichtet, sich Feedback vom Chef einzuholen. Wer leise klagt oder still leidet, wird keine Verbesserung erfahren.

Führung braucht Bewusstsein

  • Willst du eine Gruppe von Menschen leiten, brauchst du Bewusstsein auf mehreren Ebenen:
  • Du musst dir deiner selbst bewusst sein.
  • Du musst dir deiner Rolle bewusst sein.
  • Du musst dir deiner Verantwortung bewusst sein.
  • Dir muss bewusst sein, dass die zu Führenden Menschen wie du sind und doch ganz unterschiedlich sein können.

Mit diesem Bewusstsein und einer inneren Einstellung, die nicht egozentrisch ist, ist es nicht schwer, die nächste Kompetenz zu erlangen.

Führung braucht Ambiguitätstoleranz

  • Damit ist die Fähigkeit gemeint, Widersprüchlichkeiten und kulturell bedingte Unterschiede wahrzunehmen, ohne darauf aggressiv zu reagieren und ohne diese einseitig zu bewerten oder zu verurteilen.
  • Du musst als Führungsperson zulassen können, dass Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben und sich nicht jeder so verhält wie du selbst oder wie du es von diesem Menschen erwartest. (Haben wir das nicht schon als Kinder gelernt?)

Führung braucht Konsequenz

  • Bleib dir selbst treu. Versuch dich nicht zu verbiegen, das hältst du nicht lange durch. Gib lieber mal eine Schwäche zu und bitte um Entschuldigung, wenn was aus dem Ruder gelaufen ist.
  • Bleib auf Kurs. Behalte die Ziele (und das Gesprächsziel) im Auge und wenn dein Gegenüber mal wieder Nebenkriegsschauplätze aufmacht, bleib auf dem Weg, der zum Ziel führt.
  • Konsequenz in agilen Zeiten kann auch heißen, dass man engmaschige Gespräche zwecks Zielkorrektur führen muss, diese folgen aber dem Lauf der Projekte oder geschäftlichen Gegebenheiten.

Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Führung ist also primär die Führungskompetenz und die innere Einstellung des Führenden, das System ist dann das Mittel zum Zweck.